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Chinesische Tagesbuch aus Sicht eines Spielers

Pekingente samt Gänsehaut

Gleich vorweg, das Reich der Mitte war alles andere als chinesischer Eintopf. Stäbchen beiseite, wir hatten nicht nur undefinierbare Suppen auszulöffeln, sondern auch köstliche Pekingente zu verkosten. Und auch das mongolische Barbecue ist bei Leibe nicht für die Katz´ gewesen. Auf den Hund gekommen sind wir lediglich, als uns Geschichten von knuspriger Schlange oder ähnlichem Getier aufgetischt wurden.Prost, Mahlzeit, alles halb so schlimm.
Schlecht wurde so manchem aus anderen Gründen: Zum Beispiel bei einem heftigen turbulenten Inlandsflug oder einer deftigen stundenlangen Bahnfahrt quer durchs Landesinnere. Land und Leute, China heute: Vorbei sind die Zeiten (hundert)tausender Radfahrer. Ein Auto muss her, sonst bist du selbst in China nur irgendwer.

“Reisschüsseln" made in Japan an allen Straßenecken. Wie Reiskörner tauchen die fahrbahren Untersätze überall auf. Und auch die Jugend gibt Vollgas: Raus aus der Mao-Uniform, rein in die Jeans.
Abgesehen vom gelegentlichen Bier- und Schnapskonsum ­ natürlich nur zur Desinfektion gereizter Magenschleimhäute - erlebten wir noch ein anderes “blaues Wunder": Mit Polizeieskorte ging es in Yiwu vom Hotel ins Stadion. Straßensperren links und rechts und ab durch die Mitte mit dem Bus. Wie die Echten!
Echt warm ums Herz wurde es einem auch auf dem Spielfeld. Einlaufen nach FIFA-Art mit Ballbuben an der Hand. Dazu das Oval, garniert mit rund 30.000 Paar neugieriger Schlitzaugen, die alle die Langnasen aus “Aodili" - sprich Österreich sehen wollten. Das Beste kam aber erst: Nach westlicher (Fußball)Tradition die Bundeshymne, gespielt im Fernen Osten! Warm, kalt: Zuerst Pekingente, dann Gänsehaut. Ein Hoch der Mauer, wir sind nicht tief gefallen, trotz 2:6-Niederlage und riesigem Gegner. Nicht nur einem Sandsturm in Peking haben wir getrotzt, sondern auch dem Ansturm von Chinas mehrfachem Meister Shanghai Shenhua.
Einfach tierisch: Der Coach war nach einer Niederlage ausnahmsweise nicht fuchsteufelswild, sondern lammfromm. Diesmal vergoss er sogar Krokodilstränen. Und das alles im chinesischen Jahr des Pferdes ­ wie gesagt, wegen einer Reise mit Pekingente samt Gänsehaut.
Einfach zum Wiehern

uo hen chi huan,
Wolfgang Ilkerl