Spiel Yiwu
30.000 begeisterte Fans, 40 Millionen TV-Frequenz: Ein Hobbyteam begeistert in China und wirbt für Österreich
Dieses Spiel, das als denkwürdig eingeht, kann nur der wirklich wahrnehmen, der es miterlebt hat. Das waren immerhin 42 aus unserem Land. Was sich rund um unser Team in Yiwu bei der offiziellen Eröffnung des neuen Stadions für die Frauen-WM 2003 zutrug, das kann man nicht in Worten fassen. Vielleicht in Fotos. Keiner wird aber in unserem Land richtig zur Kenntnis nehmen, was sich da alles für Österreichs Image abspielte, welche Begeisterung man uns an diesem 24. März entgegenbrachte. Welche unschätzbare Werbung wir eigentlich da betrieben haben.
Zahlen gefällig: Ausverkauftes Stadion mit 35.000, doch durch zwei Tage anhaltenden Regen, wobei eine Absage nie zur Diskussion stand, kamen letztlich sensationelle 30.000, die zwischen 50 und 70 Yuan gerne bezahlten, selbst vierstündige Zugsfahrten in Kauf nahmen, um erstmals eine europäische Mannschaft zu sehen und ihr unglaubliche Euphorie entgegenzubringen.
Mehr als 1,5 Millionen Yuan (€ 220.000,-) Einnahmen aus Eintrittsgeldern, TV-Werbeeinahmen und Sponsoren. Polizei-Eskorte, alle Strassen zum Spiel wurden für unseren Mannschaftsbus abgesperrt, totale Sicherheit. FIFA-Fahne, Hymne, Hissen der Österreich-Fahne - alles unvorstellbar - und für alle unbegreifbar, die nicht dabei waren. Autogramme gaben wir ohne Ende, Begeisterung für ,,Audili", wie es bis jetzt niemals in China der Fall war. 1987 waren wir ja als erstes Team in diesem Land, jetzt begeisterten wir die Massen.
Der TV-Sender, der 60 Millionen Seher erfasst, spricht von einer Einschaltfreqenz von über 40 Millionen. In den Gazetten wurden wir in grosser Aufmachung präsentiert. Das alles ist wie ein Traum, vor allem für Hans Hofstätter, der einmal in seinem sportlichen Leben als Coach die rotweißrote Nation vertreten wollte. Was da geschah, das hat in Freundschaftsspielen selbst selten noch die wahre österreichische Nationalmannschaft erfahren dürfen.
Das Profiteam aus Shanghai, grosser Anwärter auf den derzeitigen Meistertitel, kam um 125.000 Yuan angereist, mit drei Teamspielern, die alle Superklasse sind. Umso beachtlicher unser Auftreten.
Das Spiel ging 2:6 (0:5) verloren. In Ehren. Die Tore erzielten Günther Herzog aus einem Elfmeter und Peter Mascherbauer, der trotz Schlüsselbeinverletzung durchspielte und insgesamt auf dieser einmaligen Tournee 5 Tore schoss. Torhüter Manfred Muster, als Bester unseres Teams dann gekürt, hielt sogar einen Elfer des Hondura-Nationalspielers.
Vielleicht ein Pech, dass wir einen Tag zuvor gegen die U-19-Mannschaft von Hangzhou in Xinchang antreten musste und keine Regenerationsphase hatten. Dennoch mit einem tollen Erfolgserlebnis: 0:2 zurück, dann 3:2, ehe der Gegner 2 Minuten vor Schluss ausglich. Anpfiff, Angriff, tolles Tor von Peter Mascherbauer zum 4:3 in der 90.Minute - Österreich (auf chinesisch ,,Audili") ging als strahlender Sieger vom Feld.
In Peking: Gegen eine Bezirksauswahl gab es ein 1:1 nach tollen Chancen, einem Stangenschuss von Tomas Riha obendrein - aber die Zeitumstellung konnte noch nicht verkraftet werden. Torschütze Peter Mascherbauer aus einem Freistoß.
Jedenfalls: Das kommt nicht mehr wieder. Coach Hofstätter überlegt, abzutreten - doch die Mannschaft ist dagegen. Höhepunkt einer Hobby-Karriere, mit einem Hobby-Team, das es in seiner Art auf der ganzen Welt nicht noch einmal gibt: 60 Länder auf allen Kontinenten bereist - und jetzt das.
Das kommt niemals wieder - und für alle, die es nicht gesehen haben, einfach unglaubwürdig
Länderspielstimmung bei der Stadioneröffnung in Yiwu. So traten sie vor 30.000 Fans unter der Regie von Coach Hans Hofstätter an. Von links: Tomas Riha, Stefan Trinko, Peter Mascherbauer, Michael Wenzel, Wolfgang Ilkerl, Stefan Grüneis, Alfred Dohr, Günther Herzog, Otto Mayer, Manfred Muster und Kapitän Walter Zajicek
Unser Team in Yiwu: Coach Hans Hofstätter, Peter Elstner, Reinhard Holzer, Tomas Riha, Hannes Mayer, Peter Mascherbauer, Wolfgang Illkerl, Christian Auer, Alfred Dohr, Otto Mayer, Herwig Sandner; Robert Schmid hockend: Michael Wenzel, Johann Zajicek, Stefan Trinko, Günther Herzog, Stefan Grüneis, Walter Zajicek, Manfred Muster, Helmut Handlbichler, Hannes Krecht, Willi Reizelsdorfer
Chinas Medien berichteten in grosser Aufmachung über das Antreten von Audili. Foto: Peter Mascherbauer im harten Duell, dahinter Tomas Riha, der in sämtlichen Spielen eine taktische Glanzleistung bot
Volle Tribünen bei unserem Antreten in Yiwu
Jubel, Trubel, Heiterkeit, schliesslich zählt so ein ehrenvolles Resultat in der internationalen Welt: Stehend: Christian Auer, Stefan Trinko, Stefan Grüneis, Michael Wenzel, Walter Zajicek, Günther Herzog, Helmut Handlbichler, Reinhard Holzer, Peter Elstner, Robert Schmid, Hannes Krecht, Otto Mayer, Herwig Sandner, ein Guide, Tomas Riha; hockend: Helmut Faltner, Wolfgang Ilkerl, Coach Hans Hofstätter, Peter Mascherbauer, Alfred Dohr und Willi Reizelsdorfer